Unser Lehrer Julian
17. Februar 2022Räumung – effizient und sorgfältig!
24. Oktober 20222014 ist Isra Zeidan von Syrien in die Schweiz geflüchtet. Sechs Jahre später hält die 25-Jährige Isra ihr eidgenössisches Fähigkeitszeugnis Kauffrau in ihren Händen. Was für eine Leistung! Jetzt kommt die Jobsuche dran: Wie Isra ihrem neuen Lebensabschnitt entgegensieht? Wir fragen Isra.
Wie fühlst du dich mit deinem frisch erworbenen Fähigkeitszeugnis?
Ich bin glücklich, erleichtert und natürlich auch stolz. Es war ein langer Weg bis zu diesem Tag. Vor sieben Jahren habe ich noch Marketing in Syrien studiert, doch während meines Studiums musste ich mein Heimatland verlassen. Dann fing eine lange Reise an: Neues Land, neue Kultur, neue Sprache. Dieses Fähigkeitszeugnis ist für mich ein Zeichen, dass ich es geschafft habe, mich in der Schweiz vollständig zu integrieren.
Nun gehst du auf Jobsuche?
Ja, sicher! Es ist mein Ziel, ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben führen. Ausserdem freue ich mich, neue Menschen kennenzulernen und gleichzeitig meine Fachkompetenzen auszubauen. Mir ist bewusst, dass ich ein Kopftuch trage und dies wahrscheinlich in vielen Unternehmen eher selten vorkommt. Ich kann auch gut verstehen, dass es auf gewisse Menschen wie eine absichtliche Abgrenzung wirkt. Doch das ist natürlich nicht so. Ich fühle mich zuhause in der Schweiz, mittlerweile spreche ich auch fliessend Schweizerdeutsch. Ich betrachte mich als eine moderne, vielseitige und kontaktfreudige Frau – nur vom Kopftuch möchte ich mich nicht trennen.
Wäre es ohne Kopftuch nicht einfacher?
Das ist möglich (Isra nickt nachdenklich). Viele Menschen sehen ein Kopftuch als ein Hindernis für eine Integration. Meiner Meinung nach hängt eine Integration nicht von einem Kleidungsstück ab. Es geht vielmehr darum, wie stark sich ein Mensch auf die Gesellschaft und auf die kulturellen Werte einlässt. Ich gehe offen auf Menschen zu, habe schweizerische Freunde, bin fleissig, zuverlässig und sogar pünktlich (Isra lacht) – Warum sollte ich erst integriert sein, wenn ich mein Kopftuch ablege?
Weil du äusserlich anders erscheinst als andere…
Andere Menschen wählen ihren Kleidungstil auch bewusst aus, sie färben ihre Haare, tragen Tattoos oder Schmuck, um ihre Persönlichkeit und ihre Einstellung auszudrücken. Bei mir ist es nicht anders. Ich bin davon überzeugt, dass meine Persönlichkeit, meine Fähigkeiten, meine Neugierde und Motivation ausreichen, um für ein Unternehmen eine wertvolle Mitarbeiterin zu sein. Meine äussere Erscheinung hat keinen Zusammenhang mit meiner Leistung. Das habe ich ja heute mit meinem Fähigkeitszeugnis und den guten Noten darin bewiesen.
Interview und Text: Keete Wood
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